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Übernahme nach der Ausbildung: Vor- und Nachteile

Deine Ausbildung geht in wenigen Monaten zu Ende, und langsam, aber sicher musst du dich entscheiden: Willst du bei deinem Ausbildungsbetrieb bleiben oder dich neu orientieren? Klar, eine direkte Übernahme nach der Ausbildung ist bequem und bietet Sicherheit. Dennoch solltest du abwägen, ob die Weiterbeschäftigung nach der Ausbildung das Richtige für dich ist. Wir haben die wichtigsten Punkte für dich zusammengefasst.

Wie hoch sind meine Chancen auf eine Übernahme nach der Ausbildung?

Grundsätzlich bist du nicht die einzige Person, die darüber entscheidet, ob dich dein Ausbildungsbetrieb übernimmt oder nicht. Auch dein:e Arbeitgeber:in hat ein Wörtchen mitzureden, denn eine gesetzliche Verpflichtung, dich weiterhin zu beschäftigen existiert nur in Ausnahmefällen.

Ist deine Übernahme nach der Ausbildung beispielsweise im Tarifvertrag niedergeschrieben, hast du Anspruch darauf. Ein weiterer Grund wäre deine mögliche Mitgliedschaft in der Jugend- und Auszubildendenvertretung in deinem Betrieb. Einen Anspruch auf Übernahme haben alle aktiven Mitglieder.

Während es früher ziemlich selbstverständlich war, nach der Ausbildung ein Übernahme-Angebot zu erhalten, ist das heute nicht mehr so. Durch die Corona-Pandemie haben viele Ausbildungsbetriebe wirtschaftlich stark gelitten und können es sich finanziell einfach nicht mehr leisten, so viele Auszubildende zu übernehmen, wie es früher üblich war. Viele Auszubildende haben deshalb Angst um ihre Zukunft nach der Ausbildung.

Mach dir frühzeitig Gedanken über die Zeit nach der Ausbildung

Wenn du gern von deinem Ausbildungsbetrieb übernommen werden möchtestst, solltest du proaktiv das Gespräch mit deinen Vorgesetzten suchen. Grundsätzlich solltest du frühzeitig planen, allerdings auch nicht zu früh. Der richtige Zeitpunkt ist abhängig von der Frage: „Wann endet die Ausbildung?“. Frühestens sechs Monate vor Ende deiner Ausbildung kannst du ein Übernahmegespräch vereinbaren. Sprichst du dich schon vorher ab und triffst Vereinbarungen über deine Weiterbeschäftigung, sind diese nicht rechtskräftig.

Ob du erneut eine Bewerbung für eine Übernahme nach der Ausbildung einreichen musst, hängt vom Unternehmen ab. In vielen Fällen ist es üblich, dass du dich erneut bewerben musst, um den formalen Prozess einzuhalten. Vor allem kleinere Betriebe verzichten jedoch auf diesen formalen Bewerbungsschritt und übernehmen ihre Auszubildenden direkt, basierend auf den bisherigen Leistungen und Beurteilungen während der Ausbildung.

Lesetipp: Du möchtest deine Ausbildung verkürzen? Wir erklären, was die Voraussetzungen sind.

So bereitest du dich auf das Übernahmegespräch vor

Ein Übernahmegespräch läuft in der Regel wie eine Art zweites Bewerbungsgespräch ab. Es soll ein Austausch zwischen beiden Parteien sein, in dem auf deine Schwächen und Stärken eingegangen wird. Aber auch du selbst sollst die Möglichkeit haben, deinen Vorgesetzten Feedback zu geben.

Einige wichtige Punkte, die du bei diesem Gespräch ansprechen solltest, sind:

  • Was sind deine Stärken?
  • Was sind deine Schwächen?
  • Wie kannst du dich einbringen?
  • Welche Erfolge kannst du aus deiner Ausbildung vorweisen?
  • Wie sollten deine zukünftigen Aufgabenbereiche aussehen?
  • Wie soll dein zukünftiges Gehalt aussehen?

Über Stellen, Gehälter und Aufgabenbereich in deinem jeweiligen Job kannst du dich natürlich auf unseren Seiten ausgiebig im Vorfeld informieren.

Vor- und Nachteile der Übernahme nach der Ausbildung

Eine Übernahme nach der Ausbildung ist nicht nur für deinen Ausbildungsbetrieb von Vorteil, sondern auch für dich. Hier sind einige Vorteile, von denen du profitieren kannst:

  • Du kennst den Betrieb bereits und weißt, wie die Abläufe sind. Das verschafft dir im Gegensatz zu externen Bewerber:innen einen entscheidenden Vorteil, und du selbst musst dich nicht erst an ein neues Umfeld gewöhnen.
  • Du genießt bereits ab dem ersten Tag im richtigen Job einen Kündigungsschutz. Das bedeutet, dass dir trotz Probezeit (darauf kommen wir bei den Nachteilen zu sprechen) nicht fristlos gekündigt werden darf. Dein vorheriges Ausbildungsverhältnis wird dir angerechnet, und das sorgt natürlich für eine kalkulierbare Sicherheit.
  • Da du in deinem Betrieb schon eine Grundausbildung erhalten hast, kannst du dich auf neue Aufgaben und mehr Verantwortung freuen. Natürlich ist damit auch ein höheres Gehalt verbunden.
  • Hast du während deiner Ausbildung noch Urlaubstage gesammelt, kannst du diese mit in die „neue“ Stelle nehmen. Bei einem Wechsel müsstest du deinen Urlaub direkt nehmen.
  • Wenn du schon längere Zeit krank bist und sich dein Status vom Azubi zur angestellten Person ändert, hast du weiterhin ein Anrecht auf eine Entgeltfortzahlung.

Wo Licht ist, gibt es jedoch auch Schatten. Denn eine Übernahme nach der Ausbildung bringt auch ein paar Nachteile mit sich:

  • Vorweg: Du hast leider kein Recht auf eine Übernahme. Sofern bis zu sechs Monate vor Ende deiner Ausbildung kein Vertrag geschlossen wurde, musst du also einkalkulieren, dass du eventuell nicht übernommen wirst und dementsprechend einen Plan B haben.
  • Eine erneute Probezeit kann nach der Übernahme nach der Ausbildung auf dich zukommen. Klar, deine Kolleg:innen und Vorgesetzten kennen dich. Allerdings ist die Ausbildung nicht zu 100 % mit dem echten Berufsleben vergleichbar, weshalb dein Betrieb das Recht darauf hat, sich abzusichern. Daher ist eine Probezeit nach der Ausbildung üblich.
  • Eine Absicherung in einer anderen Art und Weise bildet der befristete Vertrag, allerdings nur wenn das Unternehmen ihn gut begründen kann. Wichtig zu wissen: Dein Betrieb kann dich nur maximal zwei Jahre befristet beschäftigen.
  • Es besteht die Gefahr, dass du dich nicht weiterentwickelst und du dich beruflich in eine Sackgasse manövrierst. Das muss natürlich nicht zwingend so sein, aber oft tut ein Tapetenwechsel ganz gut. Natürlich kannst du auch nach der Übernahme immer die Augen nach neuen Herausforderungen offenhalten.

Keine Übernahme nach der Ausbildung? Kenne deine Möglichkeiten

Dein Ausbildungsbetrieb möchte dich nicht übernehmen, oder du fühlst dich nicht wohl dabei, in dem Unternehmen zu bleiben? Es muss nicht unbedingt immer eine Übernahme nach der Ausbildung sein. Du hast nämlich viel mehr Möglichkeiten. Beispielsweise kannst du den Betrieb wechseln, um neue berufliche Herausforderungen anzugehen und Kontakte zu knüpfen. In unserem Rategeber stellen wir dir die Top 10 Berufe und Gehälter nach der Ausbildung vor. Alternativ könntest du dich auch im Rahmen eines Studiums weiterbilden, oder du stellst dich komplett auf eigene Beine und machst dich selbstständig. Du hast das Gefühl, dass dein Ausbildungsberuf nicht mehr zu dir passt? Mit einer Umschulung kannst du dich beruflich neu orientieren.

Prinzipiell kannst du mit einer Übernahme nach der Ausbildung nichts falsch machen. Vor allem dann, wenn dir der Betrieb gefällt, du Spaß bei der Arbeit hast und dein Gehalt stimmt, kannst du ohne schlechtes Gewissen durchstarten. Allerdings solltest du im Vorfeld alle Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Zudem solltest du wissen, dass es da draußen noch viel mehr Karrierechancen gibt.