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Schulische Ausbildung - Was ist das?

Manche Berufe kannst du nicht (nur) im dualen Ausbildungs-System, also einer Kombination von Betrieb und Berufsschule, sondern auch in einer vollschulischen Ausbildung erlernen. Diese Ausbildungen finden meist an sogenannten Berufsfachschulen (BFS) statt. Hier findest du eine Antwort auf die Frage: „Was ist eine schulische Berufsausbildung?“, und eine Auswahl an schulischen Ausbildungsberufen.

Was ist eine Berufsfachschule und wie läuft die schulische Ausbildung ab?

Es wird zwischen voll- und teilqualifizierenden Berufsfachschulen unterschieden. Die teilqualifizierten Berufsfachschulen vermitteln eine berufliche Grundbildung. Vor allem leistungsschwächere Jugendliche, die nach der Schule keinen dualen Ausbildungsplatz finden, besuchen diese Lehrgänge. Daneben stehen die vollqualifizierenden Berufsfachschulen, die zur Berufsbefähigung führen. Circa 130 spezielle schulische Ausbildungen gibt es, darunter kaufmännische, fremdsprachliche, handwerkliche, technische, künstlerische und sozialpflegerische. Im Jahr 2022 vereinten die Berufsfachschulen immerhin knapp 3.670 Berufsausbildungsanfänger:innen auf sich.

Anders als die Azubis im dualen System erhältst du in der schulischen Ausbildung meist kein Gehalt. Im Gegenteil, an vielen privaten Bildungshäusern fällt sogar monatlich ein nicht zu knappes Schulgeld an. Die Lehrgänge dauern je nach Beruf zwischen einem und dreieinhalb Jahren und enden mit einer staatlichen Prüfung. Fast immer sind Praktika Bestandteil der schulischen Ausbildung. Oder im Anschluss muss ein Anerkennungsjahr geleistet werden.

Als Sahnehäubchen verleiht die Berufsfachschule zusätzlich oft noch die Fachhochschulreife, denn sie vermittelt neben fachlichen auch allgemeinbildende Inhalte. Nach Abschluss einer schulischen Ausbildung stehen den Absolvent:innen dann verschiedene Wege offen: Viele beginnen direkt im erlernten Beruf zu arbeiten, während andere sich für eine weiterführende Ausbildung oder ein Studium entscheiden. Denn die erworbene Fachhochschulreife ermöglicht es, ein Studium an einer Fachhochschule aufzunehmen und somit die beruflichen Qualifikationen weiter auszubauen. Für Jugendliche mit mittlerem Schulabschluss stellt sie deshalb die ideale Zwischenstation dar. Voraussetzung für die Aufnahme an einer Berufsfachschule ist häufig die Mittlere Reife und ein Mindestalter zwischen 16 und 18 Jahren.

Lesetipp: Schulabschlüsse – Chancen und Berufe

Branchen mit schulischen Ausbildungen

In einigen Branchen sind schulische Ausbildungen die Regel, in anderen werden sie immer zahlreicher. Eine Auswahl schulischer Ausbildungen findest du in dieser Liste:

  • Im Gesundheitswesen bieten schulische Ausbildungen wie Logopäd:in, Ergotherapeut:in und Physiotherapeut:in fundierte theoretische Kenntnisse. Ergänzt wird die Theorie mit praktischen Übungen. Meist erfordert die Ausbildung allerdings auch eine Ergänzung des Unterrichts durch Praktika.
  • Zu den schulischen Berufsausbildungen im Sozialwesen gehören beispielsweise Sozialassistent:in oder die Assistenz im Gesundheits- und Sozialwesen. Diese Ausbildungen lehren dir pädagogische Fähigkeiten und soziale Kompetenzen, um in Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendzentren oder sozialen Diensten tätig zu sein.
  • Schulische Ausbildungen werden auch im gestalterischen Berufsbereich angeboten. Dazu gehören Mediendesigner:in, Kommunikationsdesigner:in, Modedesigner:in, Textildesigner:in, Fotodesigner:in und Gestaltungstechnische Assistenz. Diese Ausbildungen vermitteln Kenntnisse in Design, Technik und Software, die für die Gestaltung von Print- und Digitalmedien, Modekollektionen und visuellen Konzepten erforderlich sind.
  • Technik bezogene schulische Ausbildungen sind beispielsweise die zur Informatik-Assistenz, Medizinisch-technischen Laborassistenz, Biologisch-technischen Assistenz oder zur Chemisch-technischen Assistenz. Die Ausbildungen beinhalten theoretische Grundlagen sowie praktische Anwendungen und Laborarbeiten.
  • Fremdsprachen-Ausbildungen wie Dolmetscher:in oder Fremdsprachenkorrespondent:in lehren die Fähigkeit, schriftlich und mündlich zwischen verschiedenen Sprachen zu übersetzen und zu vermitteln.

Die nach Bundesrecht geregelten schulischen Berufsausbildungen im Gesundheitswesen gelten als besonders anspruchsvoll und ziehen überwiegend Abiturient:innen an. Im Gegensatz zu ihnen fallen die meisten schulischen Ausbildungen jedoch in die Verantwortung der Bundesländer. Dies führt dazu, dass die Ausbildung für ein und denselben Beruf in verschiedenen Bundesländern unterschiedlich aussehen kann.

Finanzierung der schulischen Ausbildung

Azubis an einer Fachschule oder Berufsfachschule haben die Möglichkeit, BAföG zu beantragen. Auskünfte erteilen die Ämter für Ausbildungsförderung bei den Stadt- und Kreisverwaltungen. Infos gibt’s auch online auf: www.das-neue-bafoeg.de

Akademisierung der Gesundheitsberufe

Seit einiger Zeit werden nichtärztliche Medizinberufe wie Logopäd:in, Physiotherapeut:in, Hebamme oder Ergotherapeut:in, die man zuvor nur in einer schulischen Ausbildung erlernen konnte, auch an einigen Universitäten und Fachhochschulen unterrichtet. Das Ziel ist, die Ausbildung in diesen Berufen international wettbewerbsfähig zu machen. In den meisten anderen Ländern ist etwa Logopäd:in seit jeher ein akademischer Beruf. Viele junge Deutsche sind deshalb in der Vergangenheit zum Studium ins Ausland gegangen und besaßen später auf dem deutschen Arbeitsmarkt einen Vorteil gegenüber ihren Kolleg:innen, die "nur" eine schulische Ausbildung absolviert hatten.

Lohnt sich eine schulische Ausbildung?

Die schulische Ausbildung bietet durchaus eine ansprechende Alternative zur dualen Ausbildung, insbesondere für Berufe, die eine intensive theoretische Ausbildung erfordern. Obwohl sie finanzielle und praktische Herausforderungen mit sich bringen kann, bietet sie gleichzeitig viele Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung und Karriereentwicklung. Mit der richtigen Unterstützung und Finanzierung können Absolvent:innen der schulischen Ausbildung erfolgreich in ihre Berufslaufbahn starten und sich langfristig weiterentwickeln.