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Unterschiede: Hochschule vs. Universität

Uni, Fachhochschule, duale Hochschule, Berufsakademie ... Hochschulen tragen viele verschiedene Bezeichnungen. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Hochschule und einer Universität? Wir erklären, was sich dahinter verbirgt.

Universitäten haben bei der Entscheidung zwischen Uni oder Fachhochschule die Nase vorn. Sie sind die beliebtesten Hochschulen in Deutschland: Mehr als 1,7 Millionen Studierende sitzen in den Hörsälen der 108 Unis zwischen Flensburg und Konstanz. Wählen können sie zwischen zahlreichen Fachrichtungen: Im Gegensatz zu anderen Hochschulen bieten Unis das gesamte Spektrum von Sprachen, Geistes- und Sozialwissenschaften über Medizin, Jura, Sport und Wirtschaft bis zu Natur- und Ingenieurwissenschaften an.

Früher war die Wahl zwischen Fachhochschule vs. Universität vor allem eine Wahl zwischen Theorie und Praxis. Der größte Unterschied zwischen Hochschulen und Universitäten war, dass Uni-Studierende sich in der Regel theoretisch und wissenschaftlich mit den Inhalten ihrer Fächer beschäftigten, während stark praxisbezogenes Lernen eher für die Fachhochschulen typisch war.

Bachelor und Master haben die Universitäten verändert

Die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master hat viele Studiengänge allerdings gründlich umgekrempelt. Wo Student:innen früher mit vielen persönlichen Freiheiten und ohne Zeitdruck studieren konnten, sorgen heute teilweise prall gefüllte und straff organisierte Lehrpläne dafür, dass viele schon nach drei bis vier Jahren mit dem Bachelor den ersten Abschluss in der Tasche haben.

Das Setzen von individuellen Schwerpunkten und das selbstständige Erschließen von Themen und Wissensgebieten, mit denen man sich intensiv und wissenschaftlich auseinandersetzt, sind in vielen Fächern erst in einem anschließenden Masterstudium möglich.

Trotzdem: Im Vergleich zur Fachhochschule sind viele Uni-Studiengänge nach wie vor eher wissenschaftlich ausgerichtet und bereiten nicht unbedingt auf ein spezifisches Berufsbild vor, sondern führen die Studierenden lediglich grob in eine bestimmte berufliche Richtung.

Wenn du überlegst, ob du lieber an einer Hochschule oder Uni studieren möchtest, gibt es ein paar Dinge, die du vorher beachten solltest. An der Uni bist du grundsätzlich richtig, wenn dein wichtigstes Ziel nicht das Turbo-Studium ist, das dich möglichst schnell zum ersten Job führt. Insbesondere dann, wenn du gerne wissenschaftlich arbeiten, nach dem Bachelor noch einen Master machen und vielleicht sogar promovieren möchtest, sollte die Uni deine erste Wahl sein.

Technische Universität (TU)

Technische Universitäten (TU) gehören zu den „richtigen“ Universitäten. Mit dem Zusatz im Namen machen sie lediglich darauf aufmerksam, dass ihr Angebot an naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern besonders groß ist. Einige TUs bieten sogar keine oder nur sehr wenige Fächer aus den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an. TU-Absolvent:innen genießen bei vielen Arbeitgebern aus der Industrie aufgrund ihrer intensiven technischen oder naturwissenschaftlichen Ausbildung einen guten Ruf.

Was ist eine Fachhochschule (FH)?

Derzeit gibt es rund 214 Fachhochschulen (FHs) in Deutschland. Du fragst dich, ob eine Hochschule auch eine Uni ist? Die Antwort lautet nein, vielmehr sind sie die praxisorientierte Alternative zu Universitäten. Die Studieninhalte sind so angelegt, dass die Studierenden gezielt auf ihren späteren Beruf vorbereitet werden – häufig hört man in diesem Zusammenhang den Begriff „anwendungsorientiert“. Dazu passt, dass viele Dozierende und Professor:innen aus der Praxis kommen und den Studierenden daher aus erster Hand Einblicke in Arbeitsabläufe von Unternehmen vermitteln können.

Das Verhältnis zu den Lehrenden ist zudem intensiver als an Unis: Da Vorlesungen und Seminare nicht so überfüllt sind, kommt man viel leichter ins Gespräch. Dafür ist das Fächerangebot jedoch deutlich kleiner als an Unis. Viele FHs beschränken sich auf Technik, Wirtschaft und Sozialwesen, einige bieten zusätzlich Studiengänge aus den Bereichen Medien und Gestaltung an.

Bestimmte Fächer, zum Beispiel Medizin, Germanistik oder Lehramtsstudiengänge, kannst du hier jedoch nicht studieren. Und auch eine Promotion ist an FHs in der Regel nicht möglich. Viele Fachhochschulen nennen sich übrigens inzwischen nur noch „Hochschule“ oder „University of Applied Sciences“. Die Gründe dafür haben in den meisten Fällen mit dem Marketing zu tun – am Fächerangebot und am Status, eine Fachhochschule im Sinne des Hochschulrahmengesetzes zu sein, ändert der Name jedoch nichts.

Duale Hochschule / Berufsakademie

In einigen Bundesländern gibt es Bildungseinrichtungen, die sich auf duale Studiengänge spezialisiert haben, in denen Theorie und Praxis miteinander verknüpft werden:

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) bietet an neun Standorten und drei Campus duale Studiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen an. Als Abschlüsse verleiht sie die akademischen Grade Bachelor und Master.

In Sachsen gibt es eine Berufsakademie (BA) in staatlicher Trägerschaft. Sie verleiht als Abschluss entweder ein Diplom (BA) oder einen Bachelor. Allerdings gelten die Abschlüsse nicht als akademische Grade, sondern als „staatliche Abschlüsse“. Sie ermöglichen jedoch dieselben beruflichen Perspektiven wie Abschlüsse „normaler“ Fachhochschulen.

In Berlin bildet die Hochschule für Wirtschaft und Recht duale Student:innen in 17 Bachelor-Studiengängen aus. Schwerpunkte sind betriebswirtschaftliche und technische Fächer.

In Thüringen gibt es die Duale Hochschule Gera-Eisenach (DHGE), eine staatliche Hochschule, die sich auf duale, praxisintegrierende Studiengänge spezialisiert hat. Sie bietet vor allem Studiengänge mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Technik und Soziales.

In Hamburg, Hessen, Niedersachsen, dem Saarland und Schleswig-Holstein gibt es staatlich anerkannte Berufsakademien (BA) in privater Trägerschaft.

In einigen anderen Bundesländern existieren ebenfalls Bildungseinrichtungen mit dem Namen „Berufsakademie“. Diese gehören jedoch in der Regel nicht zum Hochschulsektor.

Was ist eine pädagogische Hochschule (PH)?

Wenn du Lehrer:in (zum Beispiel an Grundschulen) werden möchtest, hast du keine Wahl. Da alle anderen Hochschultypen keine Lehramtsstudiengänge anbieten, musst du, wenn du später selbst unterrichten möchtest, an die Uni – es sei denn, du wohnst in Baden-Württemberg. Das ganz im Südwesten gelegene Bundesland ist nämlich das einzige, in dem die Lehrerausbildung (abgesehen vom Gymnasiallehramt) an sogenannten Pädagogischen Hochschulen (PH) stattfindet.

Diese gehören zwar wie die Universitäten zu den wissenschaftlichen Hochschulen, zeichnen sich aber durch einen starken Anwendungsbezug aus. So werden die angehenden Lehrer:innen zum Beispiel schon im ersten Semester für mehrwöchige Praktika an die Schulen der Region geschickt. Auf diese Weise merken sie frühzeitig, ob es ihnen wirklich liegt, vor einer Klasse zu stehen und zu unterrichten.

Was ist eine Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV)?

Fachhochschulen für die öffentliche Verwaltung (FHöV) bereiten Studierende ganz gezielt auf die spätere Arbeit in Ministerien oder Behörden vor. Absolvent:innen erwartet eine Karriere im gehobenen Dienst, der zweithöchsten Stufe in der Beamten-Hierarchie. Theoretische Phasen wechseln sich mit sogenannten fachpraktischen Abschnitten in Behörden ab, und bereits während der Ausbildung sind die Studierenden Beamte auf Widerruf.

Ein Unterschied zur Universität ist, dass die Studierenden an einer solchen Hochschule auch entsprechend bezahlt werden. Das Ausbildungsangebot orientiert sich an den Aufgabenbereichen der Bundes-, Länder- oder Kommunalverwaltung und reicht vom klassischen Verwaltungswesen über Polizei- und Justizdienst bis zum Finanzwesen.

Kirchliche Hochschule

Was genau ist eine kirchliche Hochschule? Hochschulen, die von den großen Kirchen finanziert und verwaltet werden, bilden keineswegs nur künftige Priester und Theologen aus, sondern bieten auch nicht-theologische Studiengänge an. Einige kleinere Hochschulen beschränken sich dabei auf die Bereiche Gesundheit, Pflege und Sozialwesen, bei anderen reicht das Spektrum von Archäologie bis Wirtschaftswissenschaften. Der Besuch einer kirchlichen Hochschule ist übrigens nicht an eine bestimmte Konfession gebunden.

Private Hochschule

Private Hochschulen oder auch Privat-Unis werden nicht von Staat oder Kirche, sondern von einem privaten Träger verwaltet. Ihre Abschlüsse sind jedoch in aller Regel staatlich anerkannt. Die meisten Hochschulen in privater Trägerschaft in Deutschland sind Fachhochschulen. Es gibt jedoch auch einige private Universitäten und Kunsthochschulen. Im Gegensatz zu staatlichen und kirchlichen Hochschulen müssen Studierende an Privathochschulen fürs Studium bezahlen. Die Kosten variieren dabei stark.

Kunsthochschule / Musikhochschule / Schauspielschule / Filmhochschule

Wenn du Berufsmusiker:in, Schauspieler:in, Regisseur:in oder freischaffende:r Künstler:in werden möchtest, führt dich der Weg an eine Hochschule, die sich ganz der jeweiligen Leidenschaft verschrieben hat. An Kunsthochschulen werden in erster Linie bildende Künste wie Malerei und Bildhauerei sowie Architektur vermittelt.

Daneben gibt es Musikhochschulen, Schauspielschulen und Filmhochschulen. Zu den dort angebotenen Studiengängen zählen zum Beispiel Gesang, Tanz, Instrumentalausbildungen, Dirigieren, Schauspiel, Regie oder Bühnenbildgestaltung. Vermittelt wird natürlich in erster Linie die Praxis, allerdings stehen immer auch theoretische Aspekte auf dem Lehrplan. Vor dem Studium steht an künstlerischen Hochschulen übrigens in der Regel eine Aufnahmeprüfung oder eine Bewerbung mit Arbeitsproben.