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Nicht nur Überflieger gesucht

FAQ: Was macht ein Unternehmensberater?

Unternehmensberater haben nicht überall den besten Ruf. Trotzdem bewerben sich jedes Jahr Tausende Absolventen bei McKinsey, Kienbaum & Co. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Job und zum Berufseinstieg.

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Sind Unternehmensberater skrupellose Jobkiller? 

Die Aufgaben eines Beraters sind vielfältig: Er entwickelt eine Marktstrategie für die neue Restaurantkette, versucht beim Autohersteller die Produktionszeiten zu verkürzen, hilft dem IT-Unternehmen dabei, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden, oder berät den Maschinenbauer bei der Fusion mit dessen Konkurrenten. Neben Wachstumsprojekten geht es häufig darum, ein Unternehmen effizienter zu machen, denn ineffiziente Prozesse kosten Geld. "Der Berater entlässt niemanden, er wird um Rat gefragt", erklärt Christian Greiser, Geschäftsführer und Partner der weltweit tätigen Boston Consulting Group (BCG). "Wenn wir aber feststellen, dass eine Firma ein Kostenproblem hat und nur durch harte Einschnitte überlebensfähig ist, dann ist es unsere Pflicht, auch unpopuläre Maßnahmen vorzuschlagen."

Hat man als Berater wirklich so krasse Arbeitszeiten? 

Ja, insbesondere die Großen der Branche wie McKinsey, Roland Berger und BCG fordern von ihren Mitarbeitern bedingungslosen Einsatz: Der Kunde ist König. Und wenn der König will, dass die Powerpoint-Präsentation am nächsten Morgen um acht auf seinem Schreibtisch liegt, dann wird halt eine Nachtschicht geschoben. Unternehmensberater verbringen viel Zeit in Flugzeugen und Hotels und sehen ihre eigene Wohnung häufig nur am Wochenende.

Muss ich ein Überflieger sein, um bei einer Beratungsfirma anfangen zu können? 

Je größer der Arbeitgeber, desto höher die Anforderungen. Die führenden Unternehmensberatungen suchen tatsächlich nur die leistungsfähigsten Absolventen; dabei zählen für BCG-Geschäftsführer Greiser nicht ausschließlich Spitzen-Noten, sondern auch das gewisse Etwas: "Uns reizt, wenn ein Bewerber schon mal seine Komfortzone verlassen hat, zum Beispiel längere Zeit im Ausland war oder sich neben dem Studium irgendwo engagiert." Im Kampf um die besten Köpfe können kleinere Beratungsfirmen schon finanziell nicht gegen BCG & Co. mithalten – unglücklich sind sie darüber jedoch nicht. "Wir brauchen keine Überflieger, sondern bodenständige Leute", sagt Jörg Lennardt, der in Dortmund das Unternehmen ExperConsult mit knapp 40 Mitarbeitern führt. "Wenn ich den weltgewandten Harvard-Absolventen auf unsere mittelständischen Kunden loslasse, können die gar nichts miteinander anfangen. Da prallen Welten aufeinander."

Muss ich BWL studiert haben? 

Nein. Große Firmen wie die Boston Consulting Group, die auf Analyse und Strategieberatung spezialisiert ist, rekrutieren bewusst auch Biologen, Germanisten, Ingenieure, Philosophen und andere „Exoten“, und erwarten von ihnen einen unvoreingenommenen Blick sowie alternative Denkansätze. Mehr als die Hälfte der BCG-Berater sind jedoch Wirtschaftswissenschaftler. Fachfremde Neueinsteiger absolvieren zudem vor Beginn ihrer Tätigkeit einen Mini-MBA, um sich mit den Grundlagen vertraut zu machen. Die weltweit tätige Personalberatung Kienbaum stellt neben Wirtschaftswissenschaftlern in erster Linie Psychologen ein. "Wirtschaft ist zu einem großen Teil Psychologie", sagt Dr. Peter Hannen, Mitglied der Geschäftsleitung und Partner. "Die Börse zum Beispiel lässt sich nur bedingt rational erklären. Psychologen finden hier häufig die besseren Antworten."

Wie schaffe ich den Einstieg? 

BCG und Kienbaum bieten drei- bis sechsmonatige Praktika an, bei denen der Kandidat in ein laufendes Projekt integriert wird und bereits richtig "am Kunden" arbeitet. Voraussetzung dafür sind jedoch ein paar absolvierte Semester. Jörg Lennardt vom mittelständischen ExperConsult stellt statt Praktikanten lieber studentische Hilfskräfte ein und testet sie über die gesamte Studiendauer. "Die Guten behalten wir nachher."

Wer schon in der Schule weiß, dass er später in die Beraterbranche will, dem rät Christian Greiser von BCG, regelmäßig den Wirtschaftsteil der Tageszeitung aufzuschlagen, um sich schon frühzeitig mit wirtschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Außerdem sei es hilfreich, früh Auslands- und Arbeitserfahrung zu sammeln. Kienbaum-Geschäftsleiter Peter Hannen empfiehlt, sich insbesondere auf ein Schulfach zu konzentrieren: "Lernen Sie Mathematik!" Die brauche man ohnehin in vielen Studienfächern wie BWL, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Informatik. "Und als Berater ist Mathe später kriegsentscheidend."

Welche Eigenschaften brauche ich als Unternehmensberater?

  • Teamfähigkeit, denn Berater arbeiten nie als Einzelkämpfer. 
  • Kommunikationsstärke und Einfühlungsvermögen, denn der Kunde muss behutsam von Änderungsprojekten überzeugt werden. 
  • Flexibilität, denn der Job bringt täglich neue Situationen und Aufgaben, die ein blitzschnelles Umdenken erfordern.