Was ist ein NC (Numerus Clausus)?

Er ist der Schreck vieler Abiturient:innen: der Numerus Clausus, kurz NC. Doch was genau ist ein NC? Und was bedeutet das für dein Studium? Hast du dein Abi in der Tasche und möchtest studieren, solltest du dich besser früher als später mit ihm auseinandersetzen. Aber keine Sorge: Viele Mythen über ihn klingen schlimmer, als der Numerus Clausus wirklich ist. Denn trotz NC warten viele Studienmöglichkeiten und Studiengänge mit oder ohne Spitzenabitur auf dich. Wir erklären dir, was der Numerus Clausus ist und wie du auch ohne Einser-Abi deinen Traumstudienplatz ergatterst.

Was ist ein Numerus Clausus (NC)?

Der NC ist erst einmal nichts weiter als eine Regelung zur Zulassungsbeschränkung an Hochschulen und Universitäten. Mit dem Abitur hast du gleichzeitig deine Hochschulzugangsberechtigung erlangt. Wie der Name schon sagt, bist du damit berechtigt, an jeder Hochschule oder Universität in Deutschland zu studieren. Allerdings kann nicht jede Uni alle ihre Bewerber:innen aufnehmen.

Das hat den einfachen Grund, dass sie dann überlastet wäre. Für eine große Anzahl an Bewerbern und Bewerberinnen fehlen ihr womöglich Dozierende, Räumlichkeiten oder die Ausstattung. Daher gibt es den Numerus Clausus. Er regelt quasi Angebot und Nachfrage: Gibt es zu viele Bewerber:innen für die zur Verfügung stehenden Studienplätze, werden die Studierenden über ihren Abi-Durchschnitt ausgewählt. Das sind in der Regel die etwas beliebteren oder auch anspruchsvolleren Studiengänge. Für diese zulassungsbeschränkten Studiengänge („NC-Studiengänge“) durchläufst du zunächst ein Auswahlverfahren, bevor du den Zulassungs- oder Ablehnungsbescheid erhältst.

Grundsätzlich gilt hier also schon: Je besser dein Abi-Durchschnitt ist, desto größere Chancen hast du, eine Zusage in einem der Studiengänge mit (hohem) NC zu bekommen.

Konträr zu vielen Mythen gibt es allerdings nicht den einen festgelegten Numerus Clausus.

Stattdessen gilt: Der NC für die verschiedenen Studiengänge variiert von Semester zu Semester, da sich auch die Nachfrage ständig ändert. Bewerben sich in einem Semester wenige Abiturient:innen auf einen Studienplatz, kann der NC sehr niedrig sein.

So gibt es durchaus BWL- oder auch Jura-Studiengänge, deren Numerus Clausus bei 3,0 oder niedriger liegt. Gibt es im darauffolgenden Semester viele Bewerber:innen, kann er dann aber schon wieder in die Höhe schnellen.

Deswegen steht der Numerus Clausus auch erst am Ende jedes Auswahlverfahrens fest. Er leitet sich aus der schlechtesten Note ab, mit der der letzte Bewerber oder die letzte Bewerberin für den Studiengang zugelassen wurde.

Wenn du dich also fragst, was der Numerus Clausus deines Wunschstudium ist oder dich allgemein über den NC von Studiengängen informierst, wird dir immer nur der aus dem vorherigen Semester angezeigt. Er gibt dir also lediglich eine grobe Orientierung, aber ist kein in Stein gemeißelter Wert.

Daher solltest du dich auch mit einem schlechteren Abi-Durchschnitt als der letzte festgelegte NC unbedingt bewerben. Mit etwas Glück ist die Nachfrage geringer oder du rutscht im Nachrückverfahren nach. Wenn du außerdem nicht auf einen Studienort festgelegt bist, erhöhen sich deine Chancen zusätzlich. In ländlichen Gebieten beispielsweise ist die Nachfrage und damit der NC für Studiengänge meist nicht so hoch wie in städtischen Ballungsräumen.

NC-freie Studiengänge

Wie schon erwähnt, kann zwar nicht jede Uni alle ihre Bewerber:innen aufnehmen, die meisten aber schon. Laut dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) waren zum Wintersemester 2023/24 über die Hälfte aller Studienangebote in Deutschland zulassungs- und damit NC-frei. Nur rund 38 Prozent der Studiengänge waren zulassungsbeschränkt.

Das bedeutet: Hier kannst du dich direkt einschreiben. Wenn du die Fristen beachtest und das einzige Zulassungskriterium Abitur erfüllst, hast du den Studienplatz sicher. So findest du auch ohne Einser- oder Zweier-Abi mit Sicherheit einen passenden Studienplatz für dich.

Auch die meisten künstlerischen und kreativen Studiengänge haben keinen Numerus Clausus. Stattdessen musst du aber eine besondere Eignung erfüllen. Diese wird meist in eigenen Eignungsprüfungen der Hochschulen festgestellt.

Lokaler vs. bundesweiter Numerus Clausus: Was ist der Unterschied?

Beim Numerus Clausus wird je nach Studiengang zwischen lokalem und bundesweitem NC unterschieden. Möchtest du beispielsweise BWL oder Medienwissenschaft studieren, gibt es hier für die Studiengänge einen lokalen bzw. örtlichen NC.

Das bedeutet, dass du dich direkt an der Uni oder Fachhochschule bewirbst. Das gibt dir die Möglichkeit, dich bei mehreren Unis gleichzeitig zu bewerben und somit deine Chancen auf einen Studienplatz mit NC zu erhöhen.

Im Gegensatz zu klassischen Fächern bzw. Studiengängen mit hohem NC wie Medizin, Psychologie oder Jura reicht hier oftmals auch ein guter Zweier-Schnitt, um beim ersten Verfahren angenommen zu werden.

Erhältst du mehrere Zusagen, solltest du dich für eine Uni entscheiden und der bzw. den anderen absagen. So gibst du anderen Bewerber:innen die Möglichkeit, im Nachrückverfahren deinen freigegebenen Platz zu ergattern. Erhältst du keine Zusage, hast du andersherum die Chance, in jenem Verfahren noch nachzurücken.

Je nachdem, wie stark deine Abi-Durchschnittsnote vom NC abweicht, ist die Chance dafür gar nicht so gering. Schließlich bewerben sich die meisten Abiturient:innen erst einmal weitläufig für verschiedene NC-Studiengänge und lehnen anschließend einige Zusagen ab.

Bei einem bundesweiten Numerus Clausus in den Fächern Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie bewirbst du dich dagegen einmalig unter hochschulstart.de. Damit bei jenen Studiengängen mit hoher Nachfrage (und folglich auch hohem NC) auch alle Kapazitäten ausgeschöpft werden, koordiniert die Stiftung für Hochschulzulassung die Bewerbungen so mit einem zentralen Vergabeverfahren.

Du gibst auch hier mehr als eine Uni an, kannst aber am Ende nur eine einzige Zusage erhalten. Je nach Hochschule und Bundesland kann es ein, dass du dich auch für Fächer mit lokalem NC wie Psychologie oder Jura unter hochschulstart.de bewerben musst.

Wenn du eines dieser Studienfächer in Betracht ziehst, solltest du dich in jedem Fall frühzeitig informieren, da dieses zentrale Vergabeverfahren etwas komplexer ist.

Möchtest du beispielsweise ohne Einser-Abi Medizin studieren, ist das zwar nicht unmöglich, erfordert aber einiges an Information und Geduld. Hier kannst du dich alternativ zu deinem Abi-Durchschnitt auch über das sogenannte Auswahlverfahren der Hochschulen bewerben. Dabei zählen neben dem NC je nach Uni auch Einzelfachnoten, fachspezifische Studierfähigkeitstest wie der Medizinertest, Berufserfahrung oder eigene Auswahltests und -gespräche.

Erfahre mehr darüber, was du tun kannst, wenn der NC für das gewünschte Medizinstudium zu hoch ist.

Bis vor kurzem konnte man mit etwas Geduld auch über Wartesemester einen der begehrten Studienplätze für Studiengänge mit hohem NC ergattern. Diese zählen ab dem Datum deines Abiturs. Jede Uni musste einen Teil der Zusagen an Bewerber:innen mit Wartesemestern vergeben. Mit dem neuen Staatsvertrag zur Regelung der Hochschulzulassung werden diese seit dem Sommersemester 2020 aber nun abgeschafft. Mit diesem Umbruch ist außerdem jede Uni dazu verpflichtet, mindestens ein schulnotenunabhängiges Kriterium in ihr Zulassungsverfahren mit aufzunehmen, beim Fach Medizin sogar mindestens zwei.

Kommen für dich ein oder mehrere Studienfächer mit bundesweitem NC infrage, solltest du dich also ausgiebig über die jeweiligen Studiengänge informieren, damit du auch alle dir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfst. Weitere detaillierte Informationen zu diesem zentralen Vergabeverfahren findest du unter hochschulstart.de.

Was fällt auf? Zahlen zum Numerus Clausus im Wintersemester 2023/2024

Die höchsten NC-Quoten haben Hamburg mit 62,8 Prozent und Berlin mit 61,2 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg (55,4 Prozent), Bremen (50,3 Prozent), dem Saarland (50 Prozent) und Niedersachsen (45,5 Prozent).
Die niedrigsten NC-Quoten haben Thüringen mit 19,6 Prozent, Brandenburg mit 21,3 Prozent, Rheinland-Pfalz mit 22,4 Prozent, Schleswig-Holstein mit 24,5 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 25,2 Prozent.
Fachhochschulen haben mit 38,6 Prozent eine höhere NC-Quote als Universitäten (34,5 Prozent).
Die Fächergruppe der Rechts-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften hat die höchste NC-Quote (45,9 Prozent), die der Sprach- und Kulturwissenschaften die niedrigste (23,4 Prozent).
Die NC-Quote an Fachhochschulen in Mecklenburg-Vorpommern liegt bei nur acht Prozent, im Saarland dagegen bei 59,4 Prozent.
Die NC-Quote an Universitäten ist in Thüringen und Rheinland-Pfalz mit 14,4 Prozent und 18,1 Prozent am niedrigsten, in Hamburg und Berlin mit 72,8 Prozent und 62,7 Prozent dagegen am höchsten.
Während die NC-Quote an Unis in ganz Nordrhein-Westfalen beispielsweise nur bei 29,3 Prozent liegt, ist sie allein an der Uni Köln mit 75 Prozent sehr hoch.

Kein Spitzenabi? Dennoch bewerben!

Die oben genannten Zahlen zur Verteilung von Studienplätzen in Studiengängen mit Numerus Clausus in Deutschland zeigen recht gut, dass sich eine ausgiebige Recherche lohnt.

Je nach Uni, Hochschule und Bundesland sind deine Chancen auf einen Studienplatz nämlich ziemlich gut planbar. Informierst du dich also rechtzeitig und verschaffst dir einen Überblick über die NC-Quoten der jeweils für dich interessanten Studiengänge, kannst du definitiv auch ohne Spitzenabi und trotz NC einen Psychologie- oder Jura-Studienplatz ergattern.

Hier bewährt sich folgendes Vorgehen: informieren, bewerben und nochmal bewerben. Achte auf Angebot und Nachfrage und reiche deine Bewerbung bei mehreren Unis ein. Eine Zusage ablehnen kannst du schließlich immer noch. Auf was der Numerus Clausus des jeweiligen Studiengangs schlussendlich fällt, erfährst du erst, nachdem du eine Zu- oder Absage erhalten hast.

Oder was ist mit einem NC-freien Studium? Vielleicht findest du auch hier das zu dir passende Fach un entscheidest dich direkt für einen der vielen NC-freien Studiengänge.

Bei Studienfächern mit bundesweitem NC wie Medizin solltest du besonders früh anfangen, dich über die verschiedenen Auswahlverfahren der Hochschulen zu informieren. Alternativ kannst du dich im Ausland umschauen. Vor allem bei beliebten Studiengängen mit meist hohem NC, wie Medizin oder auch Psychologie, findest du auch gute Studienmöglichkeiten im Ausland, zum Beispiel in Frankreich, Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden.

Starte mit der Studiengang-Recherche direkt auf der nächsten Einstieg-Messe. Oder schaue dich erst einmal in unseren Rubriken Studiengänge A-Z oder Studieren nach Themen um. Ob Numerus Clausus oder nicht - das Studium wartet auf dich!